Neue Alltäglichkeiten, Nürnberg

Loch (aus: "... und die Spatzen pfeifen es von den Dächern")

Wieder im Lande, nach langer Abwesenheit. Die Reise tat gut. Fremde Kulturen, andere Gedanken - Neuigkeiten bereichern den Schädel, schaffen Erleichterung, denn sie werfen unnützen Ballast nach draußen.

Die Zeitumstellung ist verkraftet, und ich möchte Freunde besuchen, mit ihnen ein wenig über Neuigkeiten plaudern. Mein Telefonanruf blieb bislang unerhört. Die nächste Straßenbahn fährt in 10 Minuten.

"Zurück an Absender! Unbekannt verzogen!" Ein dicker Brief schaut aus dem Kasten. Das Namensschild ist weg!

Neben der Klingel ein schwarzes Loch. Unbekannt verzogen? Ich hole den dicken Umschlag aus dem Kasten zurück und stelle mich auf die Zehenspitzen.

Da unten steht, schief, angelehnt, meine Karte aus Mexiko, unberührt. Zurück an Absender, aber meine Finger sind zu kurz, um sie zu fassen. Einen Monat steht sie jetzt da.

Bei meinem Abschied - kein ungewöhnlicher Gedanke, kein unruhiges Flattern in ihrem Blick, eine kräftige Umarmung. Menschliches Versagen? Macht Reisefieber blind?

Kein Wort, kein Zeichen, nur ein plötzliches Aus. Ein Stich in der Seele ... Ich muß mich setzen, verschnaufen, nachdenken. Seit langer Zeit meine beste Freundin, ein Halt. Kein Buchstabe, kein ... Warum?

Es gibt neue Menschen, neue Freundschaften und vielleicht einmal einen Neubeginn.